"Nimmste mich mit?" Ich hätte etwas nachdenken sollen, bevor ich diese Frage stellte.
Eigentlich hätte ich es kommen sehen sollen. Um vier Uhr morgens aufgewacht, eine halbe Stunde lang vergeblich versucht, wieder einzuschlafen, beschlossen, aufzustehen, gemütlich gefrühstückt und anschließend mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit gemacht. Und dort erzählte mir dann ein Kollege, dass er am Abend auf den Brocken wandern wolle, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Und ich, der ich bislang noch nicht auf dem Brocken war, hatte nichts Besseres zu tun, als zu fragen: "Nimmste mich mit?". Und er musste natürlich auch noch mit einem "Klar!" antworten. Als ich dann die zu Fuß zurückzulegende Entfernung erfuhr, kamen mir erste Bedenken. Ungefähr 17 Kilometer; und das an einem Tag, an dem das Wetter alles andere als beständig war.
Um 17:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Torfhaus, wo unsere Wanderung beginnen sollte. Parkplatzmangel herrschte aufgrund der Wetterlage nicht und so schlugen wir uns querfeldein über eine Wiese zu einem Waldweg durch. Von hier aus wollte ich mit meinem Navi unsere Route aufzeichnen. Dass ich beim Zurücksetzen der Routeninformationen auch alle gespeicherten Geocaches löschte, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Immerhin fasste ich wieder einmal den Vorsatz, Meldungen von computerbasierten Systemen gründlicher zu lesen.
Nach einer Weile lichtete sich der Wald etwas und wir erreichten einen Kolonnenweg, auf dem früher die DDR-Grenzsoldaten in ihren Fahrzeugen unterwegs waren.
Dieser hatte eine nicht unerhebliche Steigung und besonders bequem war es auch nicht, auf ihm zu laufen. Aber es brachte den Kreislauf in Schwung, weshalb auch die niedrige Außentemperatur recht angenehm war. So erreichten wir relativ schnell den nächsten Teil unserer Route, den neuen Goetheweg.
Der sollte uns bis kurz vor den Gipfel führen, aber bis dahin war noch ein ganzes Stückchen Weg zurückzulegen. Der Himmel hatte sich mittlerweile fast komplett zugezogen. Dunkle Wolken trieben durch den grauen Himmel und die Temperatur war noch weiter gesunken. Weitere Wanderer waren uns inzwischen auch nicht mehr begegnet, wahrscheinlich waren sie klüger als wir. Deutlich näher als am Beginn unserer Tour, aber immer noch viel zu weit entfernt, sehen wir unser Ziel, das langsam vom Nebel verschlungen wird.
Der neue Goetheweg verläuft entlang der Strecke der Brockenbahn. Es war mittlerweile nach 18:00 Uhr, aber wir hofften, zumindest noch einen Blick auf die Brockenbahn werfen zu können. Mittlerweile verlief der Weg über eine Holzkonstruktion, die eine echte Herausforderung für einige Biker darstellte, die uns entgegenkamen. Es hatte sich weiter abgekühlt, so dass ich die zweite Lage Textilien überstülpte. Kurz darauf kündigte sich durch ein gut vernehmbares Pfeifen die Brockenbahn an, kurz bevor sie an einer Kurve vor uns auftauchte.
Fortsetzung folgt...